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HORMONBEHANDLUNG

Hormonbehandlung = Hormonentzugstherapie = Anti-Hormontherapie = Anti-Androgentherapie

Androgene sind männliche Hormone; das bekannteste ist Testosteron. Dieses braucht Prostatakrebs für das eigene Wachstum als notwendigen Ernährungsstoff.

Bei der Hormontherapie wird seine Bildung oder Wirkung medikamentös blockiert. Dabei kann der Prostatakrebs leider nicht geheilt werden; lediglich das Fortschreiten der Krankheit wird verlangsamt oder gestoppt. Im fortgeschrittenen Stadium, meist nach Jahren der Anti-Hormonbehandlung, kann sich das Tumorgewebe von der Abhängigkeit befreien und selbständig weiter wachsen.

Die Prostatakrebs-S3-Leitlinie empfiehlt, eine antiandrogene Therapie nur einzusetzen bei:

  • PSA-Verdopplungszeit < 3 Monate
  • symptomatischer lokaler Progression
  • nachgewiesener Fernmetastasierung

Wenn der Tumor trotz Kastraktionsniveau (Testosteronspiegel < 0,5 ng/ml (oder < 1,7 nmol/l) wächst, spricht man von einem kastrationsresistenten PCA.

Es gibt zwei Wege, das Wachstum des Karzinoms hormonell zu beeinflussen:

  1. Antiandrogene Therapie. Dabei werden Antiandrogene gegeben, die die Andockstellen für Testosteron (Rezeptoren) blockieren. Die Arzneistoffe hemmen die Hormonwirkungen besonders in der Prostata, aber auch in den Metastasen.
    Die Antiandrogene werden in Tablettenform eingenommen. Die bekanntesten sind Flutamid und Bicalutamid (Wirkstoff Casodex). Flutamid färbt den Urin dunkel-gelb.
  2. Unterdrückung der Testosteronproduktion, Androgenablation. Die Medikamente werden je 3 Monate oder monatlich (selten) unter die Haut in den Bauch gespritzt.

Neue klinische Studien lassen den Verdacht aufkommen, dass die Antiandrogene (wie Flutamid, Bicalutamid oder Enzalutamid) unumkehrbare Mutationen der Krebszellen ausselektieren. Es kann sinnvoll sein, die Behandlung zuerst mit Unterdrückung der Testosteronproduktion zu führen und erst nach Versagen der Testosteronunterdrückung auf Antiandrogene zu wechseln.

Bei der Behandlung soll der Testosteronspiegel Kastrationsniveau erreichen, denn die Höhe des Testosteronspiegels hat Einfluss darauf, wie lange es dauert, bis der Tumor kastrationsresistent wird. Ein Zielwert für das Testosteron ist < 0,2 ng/ml. Dabei soll der Abfall des Testosterons auf einen Wert <0,5 ng/ml innerhalb von 4 Wochen erfolgen. Bei einem Testosteronwert zwischen 0,2 bis 0,5 ng/ml dauert es statistisch 6,4 Jahre, bis Resistenz auftritt.

Gestagene, Progesteron gegen Prostatakrebs

Das weibliche Hormon Progesteron wird bei Männern in kleinen Mengen in den Hoden und der Nebenniere produziert. Die Gestagene (Progesteron) sollen bei Männer die Menge von aktivem Testosteron reduzieren und besetzen im Tumorgewebe die Bindungsstellen für dieses Hormon. So kann Progesteron das Wachstum des Tumors verlangsamen.

Progesteron reduziert im Hoden die Aktivität von Enzym 5-Alpha-Reductase, welches für die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT) unterstützt.

Nebenwirkungen einer antiandrogenen Therapie bei Prostatakrebs:

  • Knochendichte Minderung um bis zu -4%, Osteoporose
  • Muskelmasse Abbau bis -5%, nachlassende Muskelkraft und Griffstärke
  • Fettmasse Zunahme um bis zu +21%
  • Körperliche Fitness Reduzierung um – 7%
  • Kraft Verlust um – 24%
  • Minderung der Lebensqualität
  • Nachlassen der Libido, Potenzstörungen
  • Anstieg des Körpergewichts mit Zunahme des Körperfettanteils
  • chronische Müdigkeit
  • Hitzewallungen und Schweißausbrüche
  • Schlafstörungen
  • Antriebsstörungen
  • depressive Verstimmung
  • Konzentrationsschwäche
  • vermindertes Selbstwertgefühl
  • erhöhte Reizbarkeit
  • Verminderung der Spermienproduktion
  • Verkleinerung des Hodenvolumens
  • trockene und spröde Haut
  • verminderter Bartwuchs
  • verminderte Sauerstoffversorgung durch Abnahme der roten Blutkörperchen
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